Die Wildkatze – scheuer Jäger auf leisen Pfoten

Sie gleicht einem Geist im Wald. Kaum jemand bekommt sie je zu Gesicht. Und doch ist sie da und schleicht auf leisen Samtpfoten gut getarnt durchs dichte Unterholz.

Die Europäische Wildkatze ist ein extrem scheues Tier. Sie lebt zurückgezogen in verborgenen Verstecken im Wald. Tagsüber ruht die Wildkatze. Erst im Schutz der Dunkelheit treibt sie der Hunger hinaus auf die Jagd.

Mit ihren hochsensiblen Ohren, die sie unabhängig voneinander bewegen kann, entgeht der Wildkatze nicht das leiseste Rascheln im Laub. Ihre besonders lichtempfindlichen Augen vermögen sogar in tiefer Dunkelheit genug zu sehen. Zu ihrer bevorzugten Beute gehören vor allem Kleinsäuger wie Mäuse, seltener auch junge Kaninchen, Eidechsen, Frösche, Fische, Insekten und kleine Vögel.  Erst in den Morgenstunden zieht sich die Wildkatze zu ihrem Schlafplatz zurück – in verlassene Fuchs- oder Dachsbauten, hohle Baumstämme, Reisighaufen oder anderes Totholz.

Die Europäische Wildkatze ist ein extrem scheues Tier. Sie lebt zurückgezogen in verborgenen Verstecken im Wald.

Im 19. Jahrhundert stark bejagt, ist die Europäische Wildkatze heute streng geschützt. Langsam ist das scheue Tier wieder auf dem Vormarsch, um sich den Wald zurückzuerobern. Einige tausend Wildkatzen streifen wieder durch unsere Wälder. In Thüringen fühlen sie sich vor allem im Hainich, sowie in den alten Wäldern am nördlichen Rand des Thüringer Beckens, in unseren Urwaldperlen in der Westlichen Hainleite und in der Hohen Schrecke wohl. Wildkatzen bevorzugen intakte, alte, strukturreiche Laub- und Mischwälder. Denn diese bieten den abenteuerlustigen Einzelgängern ein ertragreiches Jagdrevier, genügend Rückzugsorte und eine sichere Kinderstube für den Nachwuchs. Die größte Gefahr für sie stellt nach wie vor der Mensch dar. Vor allem im Herbst geraten junge, unerfahrene Wildkatzen auf ihren Streifzügen in der Dämmerung beim Überqueren von Straßen unter die Räder.

Übrigens: Wildkatzen sind keineswegs verwilderte Hauskatzen, sondern echte Wildtiere. Sie werden auch dann nicht zahm, wenn sie – etwa als verwaistes Findelkätzchen – vom Menschen mit der Flasche groß gezogenen werden. Die Wildkatze, auch Waldkatze genannt, streifte schon lange durch unsere Wälder, bevor die zahme Hauskatze vor rund 2000 Jahren mit den Römern über die Alpen kam. Zugegeben, Wildkatze und getigerte Hauskatze ähneln sich. Aber es gibt auch einige unverkennbare Unterschiede: Die Wildkatze wirkt durch ihr längeres Fell meist größer und schwerer als eine Hauskatze. Besonders auffällig: Der buschige, schwarz geringelte, kurze Schwanz der Wildkatze mit seinem charakteristischen stumpfen, dunklen Ende.

Wildkatzen sind keineswegs verwilderte Hauskatzen, sondern echte Wildtiere.