Pilze – clevere Netzwerker im Wald

Was ist das? Ein Pilz am Waldboden. Kleiner lustiger Kerl. Mit dem knubbeligen Stiel und dem schützenden Hut – immer ein Hingucker. Pilze sind höchst faszinierende und beeindruckende Lebewesen. Sie sind weder Tier noch Pflanze. Sie bilden eine ganz eigene Lebensform.

Mehr als 10.000 verschiedene Pilzarten gibt es in Mitteleuropa. Wie wichtig sie für das Waldökosystem sind, wird aber häufig unterschätzt. Was wir mit bloßem Auge sehen, das landet, sofern es sich um genießbare Pilze handelt, als Delikatesse auf dem Teller. Was viele nicht ahnen: Der sichtbare, oberirdische Pilz – also der Fruchtkörper – ist nur ein kleiner Teil eines riesigen Organismus.

Um im Wald zu überleben, braucht der Pilz starke Partner. Deshalb geht er oft Zweckgemeinschaften ein – Symbiosen – und das gerne mit Bäumen. Ebenso wie sie, braucht der Pilz zum Wachsen Energie, in Form von Zucker. Bäume können mit ihrem grünen Blattwerk Photosynthese betreiben. Mithilfe von Sonnenlicht, Wasser und Kohlenstoffdioxid können sie den lebenswichtigen Zucker produzieren. Ein Pilz kann jedoch keine Photosynthese betreiben. Da liegt es nahe, sich mit dem nächstliegenden Baum zusammen zu tun. Beide – Pilz und Baum profitieren davon. Unter der Erde spielt sich dabei folgendes ab: Hauchdünne Pilzfäden (Hyphen) umschlingen die Wurzeln des Baumes, teilweise wachsen sie sogar mit ihnen zusammen. Im Austausch gegen die begehrten Zuckerverbindungen versorgen die zarten Pilzfäden den freundlichen Nachbarn besser mit dem vorhandenen Wasser sowie mit Stickstoff und Phosphor – beides wichtige Nährstoffe, die dem Baum beim Wachsen helfen. Eine Win-Win-Situation also – so eine symbiotische Lebensgemeinschaft.

Um im Wald zu überleben, braucht der Pilz starke Partner.
Das Wood-Wide-Web – die unterirdische Nachrichtenzentrale

Wer den Waldboden genauer untersucht, entdeckt unterirdisch im Boden oft weitverzweigte Pilzgeflechte. Ein wahres Netzwerk gibt es dort – das sogenannte Pilzmyzel – auf diese Weise sind gleich mehrere Bäume miteinander vernetzt. In Anlehnung an unser Internet wird es auch Wood-Wide-Web genannt. Auf diese Weise können die Bäume untereinander tatsächlich wichtige Informationen austauschen: Wie gut ist das Nährstoffangebot, wird das Wasser knapp oder sind da etwa Schädlinge im Anmarsch? All das wird im unterirdischen Netzwerk gemeldet. Die umliegenden Bäume haben so die Chance rechtzeitig auf Stresssignale zu reagieren – wenn zum Beispiel Wasserknappheit droht, verkleinert der Baum die Blattöffnungen, spart so Wasser ein und ist gewappnet für die anstehende Trockenheit.

Neben der symbiotischen Lebensform können Pilze im Wald auch parasitär leben.

Neben der symbiotischen Lebensform können Pilze im Wald auch noch parasitär leben. Das allerdings schadet dem dafür ausgewählten Partner. Parasitäre Pilze nutzen Verletzungen am Stamm, Ast- oder Wurzelwerk von Bäumen, um in sie einzudringen und sie langsam zu zersetzen. Die überwiegende Zahl der Pilze aber lebt saprobiontisch:  Diese Pilze besiedeln das Totholz umgestürzter Bäume und nehmen die darin enthaltenen Nährstoffe auf. Nach und nach zerlegen sie gemeinsam mit Mikroorganismen Holz, abgestorbene Pflanzen und herabfallendes Laub und machen es so verwertbar für andere Kleinstlebewesen. Das ist für das Ökosystem Wald sehr wichtig. Ohne diese Pilze gliche der Wald einer Müllhalde, überall würden sich tote Baumstämme stapeln.