Der Schwarzspecht – fleißiger Baumeister des Waldes

Wer sich tief im Wald ganz leise verhält und gelegentlich kurz innehält, hört die Geräusche des Waldes: Das Rauschen der Baumkronen, das Zwitschern der Waldvögel oder das Plätschern eines Bachs. Und noch etwas ist da zu hören: Ein eigenwilliges Dröhnen und Hämmern. Ein Schwarzspecht (Dryocopus martius) ist bei der Arbeit.

Gut zu erkennen an seinem schwarz schimmernden Gefieder und dem auffällig knallroten Schopf. Er ist der Zimmermann des Waldes. Und trägt mit seiner fleißigen Arbeit entscheidend zur Artenvielfalt im Ökosystem Wald bei . Denn über 50 weitere Tier- und Insektenarten nutzen seine Großhöhlen als „Nachmieter“.

Mit bis zu 17 Schlägen pro Sekunde hämmert der etwa krähengroße Schwarzspecht mit seinem Schnabel in die Stämme. Entweder um unter der Borke schmackhafte Larven, Puppen, Ameisen oder Käfer zu erbeuten. Oder zum Höhlenbau. Damit er dabei keine Kopfschmerzen bekommt, sind in seinem Kopf diverse Stoßdämpfer eingebaut. Die Stöße werden gleichmäßig auf den oberen und unteren Schnabel verteilt. Schwammiges Knochengewebe an der Schnabelbasis federt die Erschütterungen zusätzlich ab.

Gut zu erkennen an seinem schwarz schimmernden Gefieder und dem auffällig knallroten Schopf.
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Über 50 weitere Tier- und Insektenarten nutzen seine Großhöhlen als „Nachmieter“
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Mit bis zu 17 Schlägen pro Sekunde hämmert der etwa krähengroße Schwarzspecht mit seinem Schnabel in die Stämme

Nachmieter gesucht – Schwarzspecht-Höhlen sind begehrt

Als fleißiger Zimmerer ist der Schwarzspecht wählerisch, wenn es um die ideale Brut- und Schlafhöhle geht. Auf die Lage kommt es an. Ein geschlossenes Kronendach, wie Buchenhallenwälder es bieten, und möglichst wenig Unterwuchs sind perfekt. So behält der Schwarzspecht im Revier den Überblick und bleibt geschützt vor Feinden von oben – wie Habicht, Falke oder Uhu – und von unten – wie Fuchs oder Marder. Der ideale Höhlenbaum für einen Schwarzspecht ist eine mindestens 100-jährige Buche mit einem Stammdurchmesser von 40 bis 70 Zentimetern. Doch ein Specht wohnt nicht ewig in seiner Höhle. Überlässt er sie nach der Brutsaison dem Wald, ist die Liste der nachfolgenden Interessenten lang. Jetzt kommt es auf das richtige Timing an – denn Nachmieter finden sich schnell. Zum Beispiel die Hohltaube. Als Zugvogel meist auf dem Sprung, verbringt sie nur einen Teil ihres Lebens im Wald. Keine Zeit, ein eigenes Haus zu bauen. Da kommt eine Schwarzspechthöhle gerade recht. Auch andere Großhöhlenbewohner begeben sich gerne ins gemachte Nest. Neben vielen Vögeln, wie Dohle, Waldkauz und Rauhfußkauz finden auch Säugetiere, wie Baummarder, Haselmaus und Siebenschläfer in verlassenen Schwarzspechthöhlen Unterschlupf.

So lebt einer nach dem anderen in der alten Höhle. Dem Specht als Baumeister folgen über die Jahre hinweg verschiedenste „Nachmieter“. Sie leben, schlafen, fressen und sterben darin. Auch ein sehr kleiner, unscheinbarer Untermieter profitiert davon. Der Knochen-Glanzkäfer (Trox perrisii), eine Urwaldreliktart, hat höchst individuelle Ansprüche an seinen Lebensraum. Er liebt Altbauten und alles, was die vorherigen Bewohner darin hinterlassen haben. Der Käfer lebt im Mulm am Grund der alten Baumhöhle, wo er Federn und verwesendes Material, etwa von toten Fledermäusen oder die Knochen erlegter Beutetiere des Waldkauzes findet. Seine Vorliebe für Knochen gab ihm seinen Namen.

Vielleicht denken Sie daher, wenn Sie bei ihrem nächsten Waldbesuch einen Schwarzspecht hämmern hören, auch an seine zahlreichen Nachmieter!