Die Eibe – mystisch, begehrt und gefürchtet

Für die Kelten war sie heilig – als Druidenbaum. Für die Germanen das Sinnbild der Ewigkeit. Und die Römer schätzten die Eibe (Taxus baccata) für ihr besonders elastisches Holz.

Die Europäische Eibe ist also ein Nadelbaum mit vielen Facetten.  Dass es heute kaum noch Eiben in unseren Wäldern gibt, hat viele Gründe. Zum einen war Eibenholz sehr begeht für den Bau von Bögen und Armbrüsten – vor Erfindung der Feuerwaffen „die“ Fernwaffe. So wurden im Hundertjährigen Krieg ganze Schiffsladungen nach England exportiert, um dort zu den berühmten Langbögen verarbeitet zu werden. Heute ist die Europäische Eibe deshalb als Waldbaum selten und steht in Deutschland unter Naturschutz. Die größten verbliebenen Eiben-Bestände befinden sich im Dreiländereck Thüringen-Hessen-Niedersachsen, insbesondere an unserer Urwaldperle, der Maienwand in Heiligenstadt.

 

 

Dass es heute kaum noch Eiben in unseren Wäldern gibt, hat viele Gründe.
Der Methusalem unter den Bäumen

Anders als die meisten Nadelbäume trägt die Eibe keine Zapfen, sondern leuchtend rote Früchte, die ein wenig aussehen wie Beeren. Eiben sind getrenntgeschlechtlich. Ein Baum trägt also entweder männliche oder weibliche Blüten. Nur eine Eibe mit weiblichen Blüten bekommt später die Früchte. Und später ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Um die 20 Jahre dauert es, bis der Baum zum ersten Mal Blüten und später Früchte ansetzt. Eiben lassen sich generell gerne Zeit: Es dauert etliche Jahrzehnte bis sie ausgewachsen sind und ihre endgültige Höhe von maximal 18 Metern erreicht haben. Junge Eiben wachsen  auf guten Böden 20 bis 25 Zentimeter pro Jahr, ältere Bäume deutlich weniger.

 

In dieser Ruhe liegt ganz offenbar die Kraft:  Eiben können ein für Bäume erstaunlich hohes Alter erreichen. Die älteste Eibe Deutschlands wird auf 1000 bis 1500 Jahre geschätzt. Sie wächst in über 1000 Metern Höhe auf einer Alp in der Nähe des Ortes Balderschwang im Allgäu.

Die älteste Eibe Deutschlands wird auf 1000 bis 1500 Jahre geschätzt.
20

Um die 20 Jahre dauert es, bis der Baum zum ersten Mal Blüten und später Früchte ansetzt
18

Eiben erreichen eine maximale Höhe von 18 Metern
25

Junge Eiben wachsen auf guten Böden bis 25 Zentimeter pro Jahr
Berauschend und tödlich

Und es gibt noch einen weiteren Grund dafür, dass die immergrüne Eibe mit ihren weichen Nadeln als ausgewachsener Baum bei uns kaum noch zu sehen ist. Sie ist sehr giftig! Menschen, und vor allem zahlreiche Tiere, haben das schon schmerzhaft erfahren müssen. Nicht nur die Samen der Eibe, sondern auch Nadeln und Zweige sind für Mensch und Tier toxisch. Bis vor etwa 200 Jahren war es üblich, dass Bauern ihr Vieh zur Mast in den Wald trieben. Immer wieder mit tödlichen Folgen, vor allem für Rinder und die wertvollen Pferde. Sie starben qualvoll an Atemlähmung und Herzstillstand. Auch deshalb holzten wütende Viehbesitzer die Eiben früher oftmals kurzerhand ab. Interessanterweise scheinen Eiben für Rehe aber nicht zwangsläufig tödlich zu sein. Vermutlich wegen der berauschenden Wirkung ihres Giftes knabbern Rehe mit Vorliebe an Knospen, Nadeln und Zweigen der Eibe. Auch das übrigens verhinderte bislang die erfolgreiche Wiederausbreitung der Eiben. Dass die Rehe bei diesem fragwürdigen Genuss nicht ernsthaft zu Schaden kommen, liegt vermutlich daran, dass die tödliche Dosis von etwa 120 g Nadeln wegen der Seltenheit der Eibe nie erreicht wird. Auch gehen Forscher davon aus, dass Rehe andere Pflanzen gezielt als Gegengift zu sich nehmen, um eine größere Menge der Eibe fressen zu können.

Früchte und Nadeln der Eibe
Die Eibe auf dem Urwaldpfad in Heiligenstadt