Unsere beiden häufigsten Eichen sind die Stiel- und die Traubeneiche. Was ihren Standort angeht, ist die Eiche äußerst genügsam. Ihre tiefen Wurzeln reichen weit in den Grund hinein. Felsige, trocken-warme Hanglagen stören sie ebenso wenig wie extrem feuchte, bis nasse Böden. Was die Eiche aber unbedingt braucht ist genügend Licht! Und das wird schnell zum Problem: Ist die Konkurrenz der umgebenden Bäume zu stark, dann hat es die Eiche schwer. In der Jugend wachsen Eichen oft langsamer als andere Baumarten. Sobald die Nachbarn sie überwachsen und ihre Blätterkronen der Eiche das Licht streitig machen, wird es eng. Im natürlichen Konkurrenzkampf um Licht und Nährstoffe unterliegt die Eiche der Buche in der Regel.
Was ihren Standort angeht, ist die Eiche äußerst genügsam.
Ein Gigant unter den Klimaschützern
Ein 160 Jahre alter Riese von einem Eichenaltbaum trägt weit über 100.000 Blätter. Zwischen sechs und sieben Tonnen Kohlendioxid nimmt so eine prächtige Eiche im Jahresverlauf auf und wandelt es mit der Energie der Sonne in Kohlehydrate um – und erzeugt dabei rund 4500 Kilogramm Sauerstoff. So schafft sie wertvolle Atemluft für Mensch und Tier. Von April bis September – wenn sie voll belaubt ist – filtert die Eiche Staub und Umweltgifte vom Gewicht eines Autos aus der Luft. Ein echter Kraftakt.
Aber die Eiche dient nicht nur als fleißiger Luftfilter. Sie ist im Ökosystem Wald auch unverzichtbar als reichhaltiger Ernährer und vielfältiger Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Keine andere heimische Baumart beherbergt eine so große Zahl von Tierarten wie die beiden Eichenarten Stieleiche (Quercus robur) und Traubeneiche (Quercus petraea). In Mitteleuropa sind – je nach Quelle – 300 bis 500 Arten bekannt, welche auf Eichen spezialisiert, d.h. ausschließlich oder sehr stark von dieser Baumart abhängig sind. In der gleichen Größenordnung bewegt sich die Anzahl Tierarten, die die Eiche gelegentlich nutzen. Vor allem Käfer, Ameisen und andere Insekten besiedeln das Eichenholz. Moose, Flechten und Pilze versammeln sich auf der rauen Borke. Und sobald die Eiche mit etwa 60 Jahren keimfähige Eicheln bildet, werden auch Säugetiere in ihrer Nähe satt. Vom Wildschwein und Siebenschläfer bis zum Eichelhäher – die nahrhaften Eicheln sind begehrt. So sorgt die Eiche im Wald für genügend Nahrung und sichert die biologische Vielfalt.
Die Eiche ist unverzichtbar als reichhaltiger Ernährer und vielfältiger Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war es üblich, Schweine in die heimischen Wälder zu treiben, damit sie sich an Eicheln, Bucheckern sowie an Blättern und Zweigen junger Bäume satt fressen konnten. Dieser Verbiss im sogenannten „Hutewald“ machte es schnell nachwachsenden Bäumen, wie der Rotbuche, schwer. Ein Segen für die bestehenden alten fruchttragenden Eichen! Denn das verschaffte ihnen genügend Licht. Mächtige, solitär stehende Baumriesen sind Zeugnisse dieser Kulturgeschichte. Wer sich im Wald genau umsieht, entdeckt vielleicht noch einen der alten Hutebäume. Zu den häufigsten eichenführenden Waldgesellschaften zählen Eichen-Hainbuchen-Mischwälder wie etwa Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwälder oder auch die wärmeliebenden Steinsamen-Elsbeere-Traubeneichenwälder. Letztere lassen sich beispielsweise in den Urwaldperlen in Hainrode finden.